Kapitel 9
Die besten 9R Spring Drive-Kaliber bieten eine lange Gangreserve.
Seit 2000 beherbergt das Micro Artist Studio einige der besten Uhrmacher und Handwerkskünstler Japans. Die Elite-Werkstatt verdankt ihren Ruf größtenteils der hohen Qualität der Veredelung ihrer Uhrwerke, aber auch ihre technischen Innovationen zählen zu ihren herausragenden Stärken.
Die Kaliber 9R01 und 9R02, die exklusiv für Grand Seiko als Flaggschiff des 9R Spring Drive vom Micro Artist Studio gefertigt werden, zeichnen sich durch eine beeindruckende manuelle Endbearbeitung und eine Reihe technischer Innovationen aus, die sie von vielen anderen Uhrwerken unterscheiden. Zur Erzielung einer langen Gangreserve wird bei jedem Werk ein anderer Ansatz verfolgt. Beim Kaliber 9R01 arbeiten drei Federhäuser zusammen, um eine Gangautonomie von acht Tagen zu gewährleisten. Das Kaliber 9R02 nutzt das innovative Torque-Return-System, um die Energie der Doppelfeder, die ansonsten dissipieren würde, zurückzugewinnen und damit die Gangreserve von 72 auf 84 Stunden zu erhöhen.
Kaliber 9R01
Das Kaliber 9R01 war das erste Grand Seiko-Uhrwerk, das vom Micro Artist Studio entworfen wurde, und jeder Aspekt seines Designs wurde sorgfältig auf ästhetische Schönheit und funktionale Leistung geprüft. Die Oberfläche des Uhrwerks ist nicht nur wunderschön veredelt, sondern stellt auch die geografische Lage des Landstrichs dar, wo alle Spring Drive-Uhrwerke herkommen. Die Rubine erinnern an die Lichter der Stadt Suwa, die Gangreserveanzeige stellt den Suwa-See dar und ein Teil der großen, robusten Brücke weist die ikonische Form des Berges Fuji auf. Daneben dreht sich das Gleitrad, das die Sonne darstellt. Unter dieser großzügig bemessenen und stabilen Brücke arbeiten drei Federhäuser, die dem Kaliber 9R01 seine beeindruckend lange Gangreserve verleihen.
Da ein Zwischenrad zu Energieverlusten führen würde, war es erstrebenswert, diese drei Federhäuser direkt miteinander zu verbinden. Außerdem würde eine horizontale Anordnung der Federhäuser ein recht voluminöses Werk ergeben. Zur Gewährleistung einer effizienten Kraftübertragung bei gleichzeitiger Vermeidung eines zu großen Uhrwerks wurden die drei Federhäuser in Form einer dreidimensionalen Anordnung konzipiert. Das erste und zweite Federhaus liegen nebeneinander über dem dritten.
Um die Energie dieser drei Federhäuser effizient zu nutzen und eine lange Gangreserve zu erreichen, war es essenziell, Reibung so weit wie möglich zu minimieren. Aus diesem Grund wurden im Kaliber 9R01 Rubine in die Federhäuser eingesetzt, um die Reibung mit den Federhauswellen zu reduzieren. Die präzise Fertigung und Politur verschiedener Zapfen und Triebe reduziert Reibungsverluste zusätzlich und erhöht die Gangreserve.
Da es sich bei Kaliber 9R01 um ein Uhrwerk mit Handaufzug handelt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich die Krone leicht und angenehm drehen lässt. Bei genauerer Betrachtung des Profils der SBGD201 fällt auf, dass die über das Gehäuse hinausragende Lünette schmal ist. Außerdem ist der Gehäusebodens konkav gewölbt. Diese Details mögen auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, sind jedoch sorgfältig durchdachte Designmerkmale, die dem Besitzer der Uhr ein leichtes Drehen der Uhrenkrone ermöglichen.
Das Drehen der Krone ist dank des guten Eingriffs des Klicks und des ersten Sperrklinkenrads eine einfache, aber angenehme Angelegenheit. Aufgrund des reduzierten Übersetzungsverhältnisses des manuellen Aufzugsmechanismus im Verhältnis zur Kraft der Zugfeder, fühlt man stets den richtigen Widerstand beim Aufziehen.
Der Blick durch den Saphirglasboden zeigt, dass die Anzeige der Gangreserve bündig mit der Krone ausgerichtet ist. Diese Entscheidung wurde zugunsten des Trägers getroffen. Er oder sie kann sich daran erfreuen, wie die Gangreserve mit jeder Drehung der Krone zunimmt.
Kaliber 9R02
Im Gegensatz zum Kaliber 9R01 besitzt das Werk 9R02 nur ein Federhaus. Der Wunsch nach einem Uhrwerk, das eine kleinere und elegantere Dresswatch antreiben sollte, machte den Einsatz mehrerer Federhäuser in der Architektur dieses Uhrwerks unmöglich. Eine lange Gangreserve konnte dennoch durch andere Lösungen erreicht werden, nämlich durch das Doppelfederhaus und das Torque-Return-System.
Eine Möglichkeit, die Gangreserve einer Uhr mit Federantrieb und einem Federhaus zu erhöhen, besteht darin, die Aufzugsfeder dünner zu machen und zu verlängern. Dadurch kann zwar eine lange Laufzeit erzielt werden, aber einer dünnen Aufzugsfeder fehlt es an Drehmoment. Um dieses Manko auszugleichen, setzt Grand Seiko zwei Aufzugsfedern parallel in einem einzigen Federhaus ein, was Grand Seiko als „Dual Spring Barrel“ bezeichnet. Dadurch wird ein ausreichendes Drehmoment erzeugt, um die kräftigen Zeiger einer 9R Spring Drive-Uhr anzutreiben.
Das Torque Return System ist ein revolutionärer Mechanismus, der die Energie, die sonst verschwendet würde, zurückgewinnt und zum Aufziehen der Hauptfeder der Uhr verwendet. Wenn ein 9R Spring Drive-Uhrwerk vollständig aufgezogen ist, gibt es 25 % mehr Energie ab, als zum Drehen der Zeiger und zur genauen Zeitanzeige erforderlich ist. Das Torque Return System verlängert die Gangreserve, indem das Federhaus diese zusätzliche Energie nutzt, um die Torque Return Räder zu antreiben, von denen das letzte das Sperrrad dreht. Das System läuft 48 Stunden lang, dann schaltet der Hebel der Drehmomentübertragung das System ab. Dank dieser beiden Innovationen ist das Kaliber 9R02 nur 4 mm hoch und bietet eine Gangreserve von 84 Stunden.
Beide 9R Spring Drive-Uhrwerke, die vom Micro Artist Studio entwickelt wurden, bieten eine lange Gangreserve, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. Die Kaliber 9R01 und 9R02 erfreuen Uhrenliebhaber, die sich sowohl für Mechanik als auch für Schönheit begeistern. Sie sind der Gipfel der 9R-Spring-Drive-Uhrwerkserie, die ihre Entstehung dem Traum eines Ingenieurs vor fast einem halben Jahrhundert verdankt. 9R Spring Drive führt diesen Traum fort und entwickelt sich ständig weiter, während es den ruhigen Fluss der Zeit widerspiegelt.